
Bereichstagung Kautionsversicherung der Ergo Group AG
Im Austausch mit dem Kautionsteam der Ergo Group AG zur aktuellen Lage der Baubranche und Effekte auf den Kautionsmarkt.
Bereichstagung Kautionsversicherung der Ergo Group AG
Eine solide Basis an qualifizierten Fachkräften bildet einen wichtigen Grundstein für die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Handwerks, wenn nicht sogar der gesamten deutschen Wirtschaft. Umso besorgniserregender ist die Tatsache, dass diese Basis seit Jahren schwindet. Die Personalnot ist kein neues Phänomen. Seit den späten 1990er Jahren ist ein klarer Abwärtstrend des Lehrlingsbestandes zu erkennen, wenn man auf die veröffentlichten Zahlen des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) schaut: Waren es 1997 noch 633 Tsd. Auszubildende, so gingen diese sukzessive bis 2010 auf 439 Tsd. und nicht zuletzt in 2015 auf 364 Tsd. zurück. Seitdem stagniert die Entwicklung um diesen Wert bis in 2020 (363 Tsd.).
Ursachen für diese katastrophale Entwicklung gibt es viele. Eine der entscheidendsten ist der demographische Wandel. Die stetig sinkende Anzahl an Menschen im jüngeren Alter und die gleichzeitig wachsende Zahl älterer Menschen verformen die altbekannte Alterspyramide zu einem „Demographie-Döner“. Dabei wird die Bevölkerungsstruktur vor allem durch die demographischen Prozesse der Fertilität, Mortalität und Migration beeinflusst. Daneben gilt auch die Studienneigung als wesentlicher Treiber des Fachkräftemangels. Laut statistischem Bundesamt stieg die Anzahl der Studierenden an Hochschulen in Deutschland von 1,94 Mio. im Wintersemester 2007/08 kontinuierlich auf 2,94 Mio. in 2020/21.
Der Fachkräftemangel im deutschen Handwerk schlägt bis auf die Kundenseite ein - in Form von langen Wartezeiten und steigender Unzufriedenheit.

In Zeiten von COVID-19 und Urkaine-Krieg ist auch das deutsche Handwerk verschiedensten Verwerfungen ausgesetzt. Laut einer Umfrage der Creditreform Wirtschaftsforschung zur konjunkturellen Lage des Handwerks bleibt die Personalnot das zentralste Thema für die Betriebe. Erst nachrangig folgt die Problematik der anhaltenden Lieferengpässe. Grund dafür ist unter anderem die Annahme, dass die Lieferkettenprobleme als temporäres Phänomen betrachtet werden, wohingegen der Fachkräftemangel auf eine langanhaltende, demographische Entwicklung zurückzuführen ist.
Wie kann dem fortschreitenden Trend Einhalt geboten werden? Verschiedene Maßnahmen haben sich herauskristallisiert, mit welchen das deutsche Handwerk dem Fachkräftemangel die Stirn bieten will. Zum einen wird in den Betrieben wieder vermehrt auf Eigengewächse gesetzt. D.h. das Engagement in die Ausbildung wird stärker forciert, was sich insbesondere in Form von attraktiven Zusatzangeboten wie Auslandsaufenthalte oder Zusatzqualifikationen manifestiert. Zum anderen setzt der zunehmende Flüchtlingsstrom aus der Ukraine als Resultat des russischen Angriffskrieges die Handwerksbetriebe weiter in Bewegung. Es wird viel daran gesetzt, Ukraine-Geflüchtete aufzunehmen, Ihnen einen Arbeitsplatz anzubieten und Sie entsprechend auszubilden. Denn diese Arbeitsmarktintegration bietet insbesondere mit Blick auf den Fachkräftemangel neue Chancen.
Auch im Handwerk wirken Angebot und Nachfrage als fundamentale volkswirtschaftliche Kräfte und bestimmen somit Preise. In der Konsequenz sind die Betriebe auf Grund des geringen Angebots an qualifizierten Mitarbeitern gezwungen, Gehälter für bestehende und offene Stellen zu erhöhen. Nur so können Sie gegenüber anderen Stellenanbietern wettbewerbsfähig bleiben und auch dem Risiko einer erhöhten Fluktuation mit Blick auf die bestehende Belegschaft entgegenwirken.
Nicht nur aufgrund des erhöhten Investitionsbedarfes in Gehälter und Ausbildung, sondern auch wegen steigender Material- und Kraftstoffkosten steht das Handwerk unter einem immer weiter wachsenden Kostendruck. Sinkende Eigenkapitalquoten sind nur eins von mehreren Zeichen für diese missliche Lage. Eines ist klar: Es muss gehandelt werden. Hierbei ist wichtig zu wissen, dass das richtige Bürgschaftsmanagement einen wesentlichen Stellhebel für die Handwerksbetriebe darstellt. So macht es grundsätzlich Sinn, bestehende Bürgschaften von den Banken in Form von Kautionsversicherungen auf die Versicherer zu verlagern. Dies reduziert Kosten für die Betriebe, stellt Sicherheiten frei und sichert ihnen langfristige Liquidität, da die Kontokorrent-Linien bei den Banken frei werden. Genau diese Liquidität ist der elementare Grundstein für eine nachhaltige Personalstrategie und damit Wettbewerbsfähigkeit.