
Bereichstagung Kautionsversicherung der Ergo Group AG
Im Austausch mit dem Kautionsteam der Ergo Group AG zur aktuellen Lage der Baubranche und Effekte auf den Kautionsmarkt.
Bereichstagung Kautionsversicherung der Ergo Group AG
Seit Jahren kommt der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland nicht zur Ruhe. In der Nordost-Ukraine kämpfen ukrainische Soldaten seit fast acht Jahren gegen die von Russland ausgerüsteten „Separatisten“. Um die Städte Donezk und Luhansk herum wurden 2014 zwei international nicht anerkannte „Republiken“ ausgerufen. Am 24. Februar startete Russland einen Großangriff auf die Ukraine, dessen Folgen auch die Baubranche zu spüren bekommt. Sicherlich sind es nicht die ersten Gedanken, die einem durch den Kopf gehen, wenn man die Nachrichten zum aktuellen Geschehen in Osteuropa verfolgt. Doch es ist Fakt, dass die Kriegshandlungen durch Russland erheblichen Druck auf das Baugeschehen in Deutschland erzeugen.
Ein zentraler Punkt sind steigende Preise sowohl für Roh- als auch für Baustoffe. Gegenwärtig zeichnet sich ab, dass die Ukraine als bedeutende Exportnation für Rohstoffe nicht in der Lage ist, die bisherigen Ausfuhrmengen aufrechtzuerhalten. Auch politische Sanktionen auf russischer und europäischer Seite führen dazu, dass weniger Roh- und Baustoffe auf den europäischen und damit auch auf den deutschen Markt gelangen. Insbesondere drohen Lieferengpässe bei Stahl und Aluminium, um hier Beispiele zu nennen. Gemäß Angaben des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) kommen rund 30 Prozent des Baustahls aus Russland, der Ukraine und Weißrussland. Dazu kommt der mit rund 40 Prozent hohe Anteil von Roheisen aus diesen Ländern sowie der diverser weiterer Rohstoffe, die für die Stahllegierung notwendig sind. 25 Prozent des Nickels und 75 Prozent des Titans kommen ebenso aus oben genannten Ländern, um weitere Zahlen zu nennen.
Mit Blick auf marktwirtschaftliche Grundsätze zur Wechselwirkung zwischen Angebot und Nachfrage, ist die Verknappung des Angebots auf dem Rohstoffmarkt u.a. Grund für deutliche Preissteigerungen. Preissteigerungen, mit denen die Bauwirtschaft zusätzlich konfrontiert wird, obgleich sie bereits in den vergangenen Jahren aufgrund der ohnehin schon starken inflationären Entwicklung und der anhaltenden Corona-Pandemie erhebliche Teuerungen zu verzeichnen hatte. So ist u.a. der Preis für eine Tonne Stahl binnen eines Tages um die Hälfte nach oben geklettert – von 800 Euro auf 1.200 Euro.
Diese Situation stellt Bauunternehmen u.a. vor die Herausforderung…
Um Liquidität zu erhalten und ihre Kreditlinien bei den Banken zu schonen, können Bauunternehmen Anzahlungen für Materialien mit ihren Auftraggebern vereinbaren. Auf diese Weise sind sie gleichzeitig in der Lage, Materialpreise abzusichern und attraktive Angebote abzugeben. Voraussetzung ist in der Regel eine An- bzw. Vorauszahlungsbürgschaft, welche Auftraggeber als Sicherheit verlangen.
"Anzahlungsbürgschaften sind die clevere Lösung für eine Sicherung von Preisen und Abgabe von verbindlichen Angeboten in Zeiten unvorhersehbarer Materialpreissteigerungen."

Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) hat am Freitag, den 25. März 2022, einen Erlass zu den Auswirkungen der Lieferengpässe und Preissteigerungen wichtiger Baumaterialien als Folge des Ukraine-Krieges nebst eines Hinweisblattes veröffentlicht. Ebenso hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) diese Regelungen am selben Tag in einem gesonderten Erlass gleichlautend veröffentlicht.
Beide Erlasse richten sich zunächst allein an die direkten öffentlichen Auftraggeber des Bundes in den Bereichen Hochbau und Straßenbau. Dabei haben die Erlasse durchaus Vorbildcharakter für weitere öffentliche Auftraggeber.
Mit den aktuellen Regelungen gibt der Bund ein Signal an die öffentlichen Auftraggeber und die Bauwirtschaft, dass die Auswirkungen erheblicher Preiserhöhungen nicht in allen Fällen einseitig zu Lasten der Bauunternehmen gehen dürfen.